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Unbeweglich in Oestrich

Es hat sich längst zu einem handfesten Skandal ausgewachsen: Seit Jahren kommen gehbehinderte Menschen, die oberhalb der Bahn in Oestrich wohnen, kaum noch ohne fremde Hilfe in den Ortskern.

09.06.18 – von Markus Jantzer –

Es hat sich längst zu einem handfesten Skandal ausgewachsen: Seit Jahren kommen gehbehinderte Menschen, die oberhalb der Bahn in Oestrich wohnen, kaum noch ohne fremde Hilfe in den Ortskern. Der Weg zum Bäcker, zur Bank oder zum Supermarkt ist ihnen verwehrt, mindestens aber massiv erschwert durch die in den vergangenen Jahren von Stadt und Bahn vorgenommenen Baumaßnahmen. Eine Lösung für die Alltagsprobleme vieler alter Menschen in Oestrich, aber auch junger Familien mit Kinderwagen ist nicht in Sicht. Das ist auch deshalb so, weil Bürgermeister Michael Heil (CDU) seit Jahren das Problem kleinredet und sich seit Frühjahr 2016 über die wahren Gründe der andauernden Defekte des Aufzugs an der Hallgartener Straße ausschweigt.

Die jüngste Äußerung von Bürgermeister Heil in der Stadtverordnetenversammlung vom 4. Juni weisen die GRÜNEN als unglaubwürdig zurück. Heil hatte dort erklärt, Fremde machten sich immer wieder an der elektronischen Steuerung des Aufzugs zu schaffen und setzten ihn außer Kraft. Warum aber die Elektronik nicht besser geschützt werde, konnte er nicht erklären.

In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates Oestrich wurde deutlich, dass nicht einmal die dortigen Vertreter der CDU noch an eine erfolgreiche Reparatur des Aufzugs glauben. Die Probleme haben die Bürgermeister Paul Weimann und Michael Heil sowie die sie stützenden Fraktionen von CDU und FDP zu verantworten. Die Fehlplanung einer Treppe mit einem elektrischen Aufzug geht auf die CDU/FDP-Zeit mit Weimann zurück. Von einer Rampe ohne Aufzug wollten die Planer damals leider nichts wissen.

Das war aber nicht der einzige Schildbürgerstreich. Sie ließen „Am Doosberg“ für rund eine Million Euro eine Straße unter der Bahn bauen, die von Fußgänger*innen nicht benutzt werden darf. „Das ist vermutlich die einzige Straße mit Tempo 30 in Deutschland, die für Fußgänger*innen gesperrt ist“, vermutet Markus Jantzer von den GRÜNEN. Ursprünglich war die Straße auch für Fahrräder gesperrt – bis die GRÜNEN erfolgreich Druck gemacht haben.

Wer früher über die Hallgartener Straße in den Ortskern von Oestrich gegangen ist, steht nun seit Jahren vor einer viel zu steilen Treppe und vor einem defekten Fahrstuhl. Nach links kann er nicht gehen, weil er dann auf eine für Fußgänger*innen gesperrte Straße trifft. Oder er ignoriert das Verbot – was seit Jahren viele auf eigene Gefahr tun.

Wenn Menschen mit Bewegungseinschränkungen von der Hallgartener Straße nach rechts gehen, stoßen sie auf eine Treppe, die unter der Bahn hindurch in den Ort führt. Sie ist für Senioren, die auf einen Rollator angewiesen sind, ein unüberwindbares Hindernis. Gehen Sie weiter, treffen sie auf die Überführung an der Römerstraße. „Diese Überführung ist so steil, dass sie als behindertenfeindlich bezeichnet werden muss“, erklären die GRÜNEN.

Von dort führt ein Weg entlang der Bahn nach Westen. Er wird aber zur Sackgasse, da am Ende des Wegs Treppen gegangen werden müssen – was viele eben nicht können. „Wie lange soll der eigentlich alltägliche Gang ins Ortszentrum weiterhin ein Weg durch ein Labyrinth bleiben“, fragen die GRÜNEN den Bürgermeister.

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