BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen den Antrag von CDU und FDP, den Jüdischen Friedhof in Oestrich-Winkel als Kulturdenkmal und Erinnerungsort aufzuwerten. Auf diese Weise soll das, was vor 1945 in Nazi-Deutschland gegenüber der jüdischen Bevölkerung an Vernichtung und Verfolgung stattfand, wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.

13.12.16 – von Dr. Ute Weinmann –

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN werden den vorliegenden Antrag von CDU und FDP unterstützen. Gut durchdachte konkrete Schritte und ein koordiniertes Vorgehen sollen dazu beitragen, dass der Jüdische Friedhof in Oestrich-Winkel als Kulturdenkmal und Erinnerungsort an das, was vor 1945 in Nazi-Deutschland gegenüber der jüdischen Bevölkerung an Vernichtung und Verfolgung stattfand, wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird.

Ja, die GRÜNEN finden den Antrag gut; er hätte von uns kommen können. Sowohl in seiner Zielsetzung als auch  in seiner behutsamen und differenzierten Vorgehensweise überzeugt er uns und knüpft an das an, was SPD und GRÜNE – Gerda Müller von den SPD hat eben schon darauf hingewiesen – in den letzten Jahren  im Rahmen des künstlerischen Projekts mit Gunter Demnig für den öffentlichen Raum – der Verlegung der Stolpersteine – initiiert und umgesetzt haben.  

Nimmt man heute die vorhandenen Informationen über ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger in unserer Region zusammen, so ergibt sich, dass wir insgesamt wenig darüber wissen, wie und seit wann sie sich hier in Oestrich-Winkel aufhielten und wie sie in ihren unterschiedlichen Berufen und familiären Konstellationen über Generationen hier lebten. Und was den ältesten jüdischen Friedhof im Rheingau (gelegen in Oestrich) betrifft, so sind die Informationen über seine Geschichte und insbesondere die Geschichte jener, die dort seit 1625 erstmals beigesetzt wurden, noch spärlicher. 

Wir begrüßen das Vorhaben und gehen davon aus,  dass es mit der geplanten Unterstützung und Aufwertung des Stadtarchivs durch Ehrenamtliche gelingen wird, nach der Aktion Stolpersteine noch mehr über die ehemalige jüdische Bevölkerung und den jüdischen Friedhof in Oestrich-Winkel zu erfahren.

Meine Damen und Herren, für uns GRÜNE ist dieser Antrag allerdings mehr als Erinnerungskultur und das Nachdenken über die zerstörerischen unmenschlichen Taten des Naziregimes. Dieses Thema – und den jüdischen Friedhof – wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, bedeutet für uns vor allem,  dass wir  den Antrag auch als ein Signal in Zeiten verstanden wissen möchten, in denen unberechenbare rechtsnationale Strömungen europaweit auf allen Ebenen erstarken und unsere Demokratien bedrohen.   Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.